Was ist eine Avalanche-Diode? Funktionsweise und Anwendungen
Die Avalanche-Diode, auch Lawinendiode genannt, ist ein besonderes Halbleiterbauelement, das in der Elektronik eine entscheidende Rolle spielt. Sie gehört zur Familie der Dioden, unterscheidet sich aber deutlich von der normalen Ausführung. Während eine Standarddiode den Stromfluss nur in eine Richtung zulässt, arbeitet die Avalanche-Diode mit einem speziellen Lawineneffekt, dem sogenannten Avalanche-Durchbruch. Dieser Effekt tritt ein, wenn die Sperrspannung einen bestimmten Wert überschreitet.
Anstatt Schaden zu nehmen, wie es bei einer gewöhnlichen Diode der Fall wäre, bleibt die Avalanche-Diode stabil und funktionsfähig. Sie nutzt diesen Effekt gezielt, um Spannungsspitzen zu begrenzen oder elektrische Signale zu verarbeiten. Die Herstellung erfolgt meist aus Silizium, wobei die Dotierung des Materials die Durchbruchspannung bestimmt. Diese liegt oft zwischen einigen Dutzend und mehreren Hundert Volt.
Man findet diese Bauteilart in vielen Bereichen der Elektronik. Sie schützt empfindliche Bauteile vor Überspannung, sorgt für stabile Betriebsbedingungen und ermöglicht präzise Steuerungen. Ihre Robustheit und Zuverlässigkeit machen sie zu einem unverzichtbaren Bestandteil moderner Schaltungen.
Funktionsweise der Avalanchediode
Was ist der Avalanche-Effekt (Lawineneffekt)?
Der Avalanche-Effekt, auch als Lawineneffekt bezeichnet, ist das Herzstück dieser Diode. Wenn die Sperrspannung einen kritischen Wert erreicht, beschleunigt das elektrische Feld die Elektronen stark. Diese Elektronen stoßen dann mit hoher Energie auf Atome im Kristallgitter. Dabei lösen sie weitere Elektronen aus ihren Bindungen. Es entsteht eine regelrechte „Lawine“ von Ladungsträgern, die den Stromfluss sprunghaft erhöht.
Dieser Vorgang geschieht kontrolliert und ohne die Diode zu zerstören. Genau das unterscheidet die Avalanche-Diode von einer normalen Diode. Während eine Standarddiode bei einem solchen Durchbruch versagen würde, bleibt die Avalanche-Diode stabil und übernimmt die Aufgabe, Spannungsspitzen sicher abzuleiten.
Betriebsbedingungen und Parameter
Wichtige Parameter sind die Durchbruchspannung (UZ), die Temperaturstabilität und die maximale Strombelastung (IZ max). Die Durchbruchspannung wird durch die Materialstruktur und die Dotierung bestimmt. Bei der Auslegung einer Schaltung muss darauf geachtet werden, dass die Diode nicht übermäßig erhitzt wird, da dies die Eigenschaften verändern kann. Als EMS-Dienstleister wissen wir das und achten bei der Bestückung von Leiterplatten auch darauf, dass wir das richtige Bauteil verwenden.
Die Avalanche-Diode arbeitet typischerweise im Sperrbetrieb, bis die Spannung den definierten Wert erreicht. Danach bleibt sie leitend, solange die Spannung hoch genug ist. Diese Stabilität macht sie ideal für Anwendungen, bei denen eine präzise Spannungsbegrenzung erforderlich ist.
Warum ist die Avalanche-Diode keine Zener-Diode?
Obwohl beide Diodentypen einen Durchbruch im Sperrbetrieb nutzen, unterscheiden sie sich im Mechanismus. Bei der Zener-Diode tritt der Zener-Effekt bei niedrigen Spannungen (ca. 6 Volt) auf, während die Avalanche-Diode ihren Lawinen-Effekt bei höheren Spannungen verwendet. Das bedeutet, dass die Zener-Diode vor allem für Spannungen unter etwa 5 Volt eingesetzt wird, während die Lawinen-Diode für deutlich höhere Spannungen geeignet ist (siehe Abbildung – Kennlinie).
Die physikalischen Prozesse sind ebenfalls verschieden: Der Zener-Effekt basiert auf dem Tunnel-Effekt, während der Avalanche-Effekt durch Stoßionisation entsteht. Diese Unterschiede machen die Avalanche-Diode ideal für Anwendungen mit hohen Spannungen und schnellen Reaktionen, während die Zener-Diode eher für präzise Spannungsreferenzen im Niederspannungsbereich genutzt wird.
Anwendungen der Avalanche-Diode
Signalverarbeitung
In der Signalverarbeitung wird die Avalanche-Diode häufig als Rauschquelle genutzt. Der Avalanche-Effekt erzeugt ein charakteristisches Rauschen, das für bestimmte Mess- und Testverfahren wichtig ist. Außerdem findet sie Anwendung in Hochfrequenzschaltungen, wo schnelle Schaltvorgänge erforderlich sind.
Schutzschaltungen
Eine der bekanntesten Anwendungen ist der Überspannungsschutz. Die Avalanche-Diode schützt empfindliche elektronische Komponenten vor Spannungsspitzen, indem sie bei Überschreiten der Grenzspannung leitend wird und den Strom ableitet. Dadurch werden Schäden an Bauteilen verhindert, was besonders in Netzteilen und Kommunikationssystemen entscheidend ist.
Welche Lawinendioden gibt es?
Hier finden Sie eine Übersicht der gängigsten Avalanche-Dioden mit ihrer Bezeichnung und Bauform:| Bezeichnung | Bauform | Typische Anwendung |
|---|---|---|
| 1N6373 | DO-201AD | Überspannungsschutz in Netzteilen |
| 1N6371 | DO-201AD | Schutzschaltungen für Industrieelektronik |
| SM8S33A | SMC (Surface Mount) | TVS-Lawinendiode für Automotive |
| 5SDA 20N1500 | Bolt-Mount (Leistungsmodul) | Hochleistungsanwendungen, Stromrichter |
| SPAD (Single Photon Avalanche Diode) | SMD (Miniaturbauform) | Photonendetektion, optische Sensorik |
Vergleich zu normalen Dioden
Im Vergleich zu anderen Dioden bietet die Avalanche-Diode durch ihren Lawineneffekt eine einzigartige Fähigkeit. Normale Gleichrichterdioden hingegen sind nicht für den kontrollierten Durchbruch geeignet und würden unter ähnlichen Bedingungen zerstört werden.



